Costa Rica & some other countries
Da fährt man 13.000 Kilometer und 159.000 Höhenmeter von Kanada nach Guatemala, hat gefühlt mehr Power in den Beinen als Tadej Pogačar, macht dann eine "kleine" Wanderung auf einen Vulkan und kann sich danach zwei Tage vor Muskelkater nicht mehr bewegen. Das Sprichwort "dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist“, trifft in diesen Tagen in Antigua für uns voll zu. Aber dennoch, Fahrradfahren und Essen, das können wir.
Damit wir später auf der Südhalbkugel in Patagonien nicht einschneien, beschließen wir bis nach Costa Rica ein bisschen Zeit gut zu machen und gehen in den "Dutch-Mode". Unsere Route fürt uns überwiegend flach auf Asphalt nahe der Küste. Es kommt uns ehrlich gesagt auch ein wenig zu Gute, weil wir von dieser Hitze die Nase voll haben und der Fahrtwind hilft ein wenig. Selbst in der Nacht fällt das Thermometer nicht unter 28 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit lässt einfach nichts trocknen. Morgens sind unsere Klamotten noch genau so klebrig wie wir sie Abends ausziehen.
In El Salvador fuhren wir zwei Tage direkt am Pazifik und konnten riesige Wellen bestaunen. Viele Surfer warten hier auf "die perfekte Welle". Das Nationalgericht "Pupusas" hat es uns wirklich angetan.
Durch Honduras war es nur eine Tagesetappe aber trotzdem war es etwas merkwürdig. Von allen Seiten wurde Michelle hinterher gepfiffen und sie musste vielen Luftküsschen ausweichen.
Vor der Hauptstadt Managua in Nicaragua hatten wir einen "cheat-day" und sind ein paar Kilometer auf einem LKW mitgefahren. Die Straße war sehr stark befahren und auf den Seitensteifen passte nicht mal eine Zigarettenschachtel - wir haben uns sehr unwohl gefühlt.
Dass es auf so einem Abenteuer auch mal Abschnitte geben wird die einem mehr oder weniger gefallen wussten wir vorher und die Länder El Salvador, Honduras und Nicaragua gehörten definitiv nicht zu unseren Favoriten. Natürlich lag es auch an unser gewählten Route und vor allem an der Hitze, aber es war wo man nur hin schaute sehr dreckig und mit Menschen überfüllt.
Der Süden von Nicaragua mit seinen vielen Seen und Vulkanlandschaften war dann wieder mehr nach unserem Geschmack und die erste Nacht in Costa Rica mit Sonnenuntergang über der Bucht "Bahiha de Salinas" war malerisch.
In den letzten zwei Wochen hatten wir viele Etappen mit mehr als 90 km pro Tag. Michelle hatte einen Infekt und verkroch sich in der Stadt Liberia zur Erholung in ein schönes klimatisiertes Hotelzimmer. Felix machte derweil eine Rundfahrt in den Rincon de la Vieja National Park und übernachtete mitten im Regenwald bei dem dortigen Biologie-Zentrum - viel interessantes “Grün” und ein paar Goldkehltukane waren dort zu sehen.
Auch zwei sehr seltene Langschwanzpipra zeigten sich im dichten Wald.
Das letzte Mal haben wir Burkard in Durango in Mexiko getroffen. Heute, 4 Monate später trudelt er auch in Liberia ein und wir gehen zusammen Essen. Burkhard hat mit Costa Rica sein Zielland erreicht und fliegt bald zurück nach Frankfurt. Wir könnten alle mal wieder shoppen gehen.
Von Liberia aus folgen wir der Bikepacking Route von Logan Watts. Die "Nicoya Peninsula Traverse" durchquert die gleichnamige Halbinsel im Nordwesten von Costa Rica. Auf der Route geht es abwechselnd von traumhaften Stränden ins sehr grüne Inland. Überall machen Brüllaffen auf sich aufmerksam.
Unsere erste Nacht an einem einsamen Strand war ziemlich regnerisch und genauso schwül wie sandig. Selbst der Pazifik mit 30 Grad Celsius war nicht wirklich erfrischend.
Da wir am Anfang der Regenzeit sind ist der Untergrund sehr durchnässt und oft sehen wir zum Feierabend aus wie die Schweine.
Am Playa del Ostional gibt es eine Besonderheit. Am frühen Morgen laufen wir in der Dämmerung den pechschwarzen Strand entlang und halten Ausschau nach einer oliv Bastardschildkröte. Jede Nacht "landen" hier Schildkröten am Strand und vergraben ihre Eier. Überall sehen wir “Schleifspuren” und der Strand ist mit Eierschalen übersät. Einige Nester werden von Geiern ausgegraben und geplündert. Leider hat es in der Nacht so stark gewittert, dass wir nicht zum Strand konnten um nistende Schildkröten zu beobachten - dann halt beim nächsten Mal.
Die vielen Passagen an abgelegenen Stränden haben uns sehr viel Spaß gemacht, der Sand war super komprimiert und fest. Einige Abschnitte waren nur bei Niedrigwasser zu passieren. Wir hatten in diesen Tagen den Tidekalender genauso im Blick wie die Giro.
Je weiter wir in Richtung Spitze der Halbinsel kommen, desto tropischer und paradiesischer wird es. Es gefällt uns richtig gut hier. Auch sehr viele Tiere sind zu beobachten.
Auf den Schotterpisten fühlt man sich wie bei Mario Kart, den ganzen Tag müssen wir den "Side-Steppern" ausweichen.
Bei einer Flusszufuhr war der Stream so tief, dass wir die Räder abpacken und schultern mussten. Mehr nervig als ein Abenteuer.
Auf dem Weg zur Fähre zum Festland sah Felix im Augenwinkel etwas Rotes fliegen. Da die Bäume aber so hoch und dicht bewachsen sind konnten wir nicht ausmachen was es war. Wenig später sahen wir dann im Baum zwei Scharlachara wie sie sich gegenseitig putzten - unglaublich.
Nach einer Stunde auf der Fähre kommen wir in Puntarenas an. Wir stellen unsere Fahrräder bei Alexander, einem Warmshowers-Host unter. Wir brauchen ein paar Tage Erholung von den Bikes und fahren mit dem Bus in das Nebelwaldreservat Monteverde. Das Reservat liegt auf ca. 1.500 Höhenmetern und inshallah war das Klima dort angenehm.
Auf der Busfahrt hatten wir jedoch einen ziemlichen Schreckmoment. An einer Haltestelle hatte jemand seine Jacke aus der Gepäckablage gekramt und ist ausgestiegen. Irgendwie hatte Felix ein merkwürdiges Bauchgefühl was der Kerl so dicht über seinem Kopf gemacht hatte und nach dem Blick in die Gepäckablage war sein Rucksack weg. Elektronik Case, iPad, Objektive und die einzige zweite Unterhose waren in der Tasche. Ein lauter “Otto Rehhagel Pfiff” schrillte durch den Bus und der Fahrer machte eine Vollbremsung. Felix in Socken und der Fahrer stürmten aus dem Bus und waren kurze Zeit später mit dem Rucksack zurück. Der Kerl dachte angeblich, dass jemand vor ihm den Rucksack vergessen hatte und wollte denjenigen suchen. "Deswegen war der Rucksack auch in deiner Jacke eingerollt du..."
Der Monteverde Nebelwald ist bekannt für seine Artenvielfalt. Wir haben eine große Wanderung gemacht und konnten eine Vielzahl an Tieren sehen.
Einige Insekten nehmen komplett die Struktur ihrer Umgebung an - sehr beeindruckend.
Unser Freund der Quetzal war auch mit von der Partie, wir hatten ja noch eine Rechnung für ein scharfes 33 Megapixel Portrait mit ihm offen. Wir sahen zuerst ein Weibchen im düsteren Wald. Später spottete Michelle auch noch ein Männchen welches das auffällige lange Hinterteil trägt. Aber wie schon beim letzten Mal saß er so unvorteilhaft im Schatten hoch in den Bäumen und versteckte sich dieses Mal auch noch hinter einem Blatt, sodass wir wieder nicht ganz so zufrieden mit den Fotos sind - wir bleiben weiter dran!
Viel besser in Szene hat sich dafür aber ein Berg-Veilchenohrkolibri gesetzt. Von allen Seiten zeigte er sein wie Perlmutt schimmerndes Gefieder - wirklich sehr hübsch.
Wir waren auch heiß darauf ein paar heimische Frösche und vor allem Costa Ricas "Nationalfrosch", den Rotaugenlaubfrosch abzulichten. Als wir am Nachmittag bei den sogenannten "Frog Ponds" angekommen sind waren wir ziemlich enttäuscht, es war eine Halle mit einem großen Teich in der Mitte und drum herum standen Terrarien. 20 Dollar Eintritt und ein Guide zeigte uns die meist noch schlafenden Frösche. Obwohl einige wirklich groß waren, waren sie so gut getarnt, dass wir sie selber nie entdeckt hätten.
Da unsere Unterkunft gleich um die Ecke war, sind wir nach dem Sonnenuntergang noch mal mit der Taschenlampe zu den "Frog Ponds" spaziert. Die meisten von den dortigen Amphibien sind nämlich nachtaktiv. Auch wenn die Terrarien wirklich groß waren, sind es trotzdem leider keine freien Tiere - die Fotos gefallen uns aber so gut, dass wir sie trotzdem mit in unser Album aufnehmen.
Zurück auf den Bikes fahren wir entlang der Pazifikküste und überqueren die berühmte "Crocodile Bridge". Im und ums Wasser des Río Tárcoles tümmeln sich viele Krokodile - einige sind gar nicht so klein.
Wir konnten für die Region auch einen sehr seltenen Rosalöffler beobachten.
Wir sehen so weit südlich in Costa Rica nun täglich die Scharlachara über unsere Köpfe fliegen. Wir finden es so schön anzusehen und sie machen dabei ihr markantes lautes Kreischen. Es scheint auch als ob sie die großen saftigen Mangos die überall in den Bäumen hängen genauso gerne mögen wie wir.
Was wäre ein Costa Rica Besuch ohne ein Faultier gesehen zu haben. Wir versuchten unser Glück im Manuel Antonio Nationalpark. Hier soll es angeblich eine große Population der Dreifinger zu sehen geben. Zu erst sahen wir im Nationalpark nur die Weißschulterkapuzineraffen und zwar eine Menge davon. Die meisten sind sehr putzig aber anscheinend wird sich auch mal geprügelt.
Sogar ein Neugeborenes haben wir gesehen. Sie werden auf dem Rücken ihrer Mama ganz schön durchgeschüttelt.
Und dann war der Costa Rica Aufenthalt perfekt!
Normalerweise geht bei Felix der Umbau zum großen Zoomobjektiv wenn wir Tiere sehen schneller als ein Pit Stop in der Formel 1. Bei den Faultieren konnte er sich doch in aller Ruhe Zeit lassen - die laufen nicht so schnell weg. Sie bewegen sich wirklich wie in Zeitlupe. Ihr Gesichtsausdruck sieht dabei so aus als ob sie grinsen oder zu viel Marihuana geraucht hätten.
Ihre Hauptbeschäftigung ist definitiv: “Abhängen “
Auch eine Mama mit Baby haben wir entdeckt - so sweet!
Costa Rica bekommt von uns eine "Eins mit Sternchen", so viele Eindrücke in nicht mal drei Wochen und die Tierwelt ist unglaublich. Nun geht es aber weiter Richtung Panama.