Panama & Ecuador Norte

Nach unserem letzten Beitrag aus dem Süden von Costa Rica hätten wir mit unseren Erlebnissen in Zentral Amerika nicht zufriedener sein können. Wir können es aber nicht leugnen, dass wir psychisch und körperlich nicht leicht angeschlagen sind. Uns macht nach wie vor diese extreme Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit sehr zu schaffen. Wie sich trockene Kleidung auf der Haut anfühlt wissen wir schon gar nicht mehr. Der diesjährige El Niño hat es so sehr in sich, dass teilweise sogar die Affen tot von den Bäumen fallen.

Wir sind ziemlich angeschlagen und beschließen die restlichen 600 km bis nach Panama City mit dem Bus zu fahren. Am Abend der Ankunft stehen wir am Ende von Nordamerika vor einer beeindruckenden leuchtenden Skyline - was ein Meilenstein!

"Oh wie schön ist Panama" - die Geschichte von Janosch über den kleinen Bären und den kleinen Tiger trifft in den kommenden Tagen auch auf uns zu. Denn genau wie die beiden Fabeltiere standen auch wir vor einigen Herausforderungen. Wir wurden beide zunächst sehr stark erkältet und lagen mit Fieber flach in einer kleinen Ferienwohnung. Nach zwei Wochen wurde es langsam besser und wir haben es endlich zum berühmten Panama-Kanal geschafft. Mit der App "Marine-Traffic" haben wir geschaut wann ein richtig großer "Pott" die 80 km lange Abkürzung zwischen Atlantik und Pazifik durchquert.

Wir haben Panama City in den kommenden Tagen gut kennengelernt.

Fast drei Wochen sind wir nun unfreiwillig in der schwülsten Stadt der Welt. Wir sind noch immer nicht richtig gesund und die Hoffnung, dass unser längst überfälliges DHL Paket mit unseren Winterschlafsäcken ankommt, haben wir längst aufgegeben. Da es keine Landverbindung zwischen Nord- und Südamerika gibt, brauchen wir einen Flug. Unser nächstes Ziel sollte eigentlich Kolumbien sein, aber die erste Hälfte wieder nahe des Meeresspiegels schwitzen wollten wir auf keinen Fall. Auf der zweiten Hälfte ist leider ein Highlight, die Death Road "trampoline de la muerte" gesperrt, was uns auch ziemlich geknickt hat. Wir besorgten uns also zwei Fahrradkartons und buchten einen Flug nach Quito, der Hauptstadt von Ecuador.

Die ersten Tage in Ecuador erholten wir uns von unserer noch immer festsitzenden Erkältung in einem schönen Hostel mit vielen lustigen Kolibris im Garten. Für den Flug, zwei neue Winterschlafsäcke, eine neue Regenjacke und neue Reifen für die Bikes, wurde die Urlaubskasse mal eben um 2.200 Euro leichter. Die Stadt Quito auf ca. 2.850 Höhenmetern hat uns sehr gut gefallen - das Klima so hoch und nahe des Äquators ist ein Traum!

Wir setzen mit den Bikes im Norden von Ecuador in der Grenzstadt Tulcán wieder ein. Die Trans Ecuador Mountainbike Route von Cass Gilbert, darauf haben wir im wahrsten Sinne schon sehr lange drauf hingefiebert. Viel Natur, viele Berge, keine stinkenden Mopeds und Trucks und wenig Menschen. Den ersten Tag ging es steil bergauf auf 3.700 Höhenmeter, es war kalt, es regnete in Strömen aber wir waren so happy wie schon lange nicht mehr. In diesen Elementen fühlen wir uns definitiv mehr zu Hause. Unsere neuen Schlafsäcke machen in den kühlen Nächten auch eine gute Figur.

In der Nacht hat es so stark geregnet, dass sogar ein Riesenregenwurm unter unserem Zelt Schutz gesucht hat. Er war mindestens 50 cm lang. Ein Andenbussard hat in der Ferne schon gewartet, dass wir unseren Zeltplatz räumen.

Am nächsten Tag stieg unser Endorphinspiegel weiter an. Wir kommen in das Reserva Ecológica El Ángel. Die Páramo Landschaft (alpinen Hochlandsteppen feuchttropisch-äquatorialer Gebirge) überzogen mit ihren Frailejones (Espeletia) war wunderschön. Es hat durchgehend geregnet und wenn wir die Räder nicht durch Schlamm gewuchtet haben, fuhren wir in einem Gebirgsbach.

Je höher wir kletterten um so weniger funktionierten unsere Bremsen. Sie müssen wohl etwas Luft über die letzten Monate gezogen haben und auf knapp 4.000 Höhenmeter wo sich jetzt die Luft im geschlossenen System ausdehnt, wurde es uns zum Verhängnis. Zum Glück konnten wir im nächsten Dorf einen Bus in eine größere Stadt nehmen wo wir frisches Mineralöl fanden. Spritze und Einlaufschlauch aus der Apotheke dazu und schon konnten wir wieder den Anker schmeißen.

Die lange Abfahrt runter auf 1.000 Höhenmeter war landschaftlich unglaublich beeindruckend. Einige Hänge sind giftgrün. Wir finden aber, dass die Fotos nicht das aussagen, wie schön es für unsere Augen war.

Hinauf geht es zum Nationalpark Cotacachi-Cayapas. Es wurde als Highlight der gesamten Tour beschrieben und obwohl das Höhenprofil beängstigend aussieht, wurde eindringlich darauf hingewiesen diesen Abschnitt auf keinen Fall zu überspringen. Es war den ersten Tag stark bewölkt. Am Anfang war noch alles sehr bewachsen und auch gut fahrbar. Auch an einer kleinen Kaffeeplantage kamen wir vorbei.

Ab dem kleinen Dorf La Merced de Buenos Aires wurde es immer steiler und von den restlichen 30 km bis zum Gipfel auf 3.900 Höhenmeter, haben wir mindestens zwei Drittel geschoben.

Über der Baumgrenze angekommen gab es dann die Belohnung, die Landschaft war unglaublich. Da es aber stark nach Regen aussah, haben wir dann ziemlich schnell unser Zelt aufgebaut. Die Nacht war auch ziemlich kalt.

Es hat die ganze Nacht leicht geregnet, aber am Morgen, pünktlich zum Sonnenaufgang war der Himmel wolkenlos und wir konnten den ganzen Vormittag ein tolles Farbspiel bestaunen.

Nach einer langen Abfahrt sind wir in der nächsten Ortschaft Cotacachi in ein Hostel eingecheckt. Dort blieben wir dann leider auch für eine ganze Woche. Felix bekam hohes Fieber und Durchfall. Unser Wasser filtern wir grundsätzlich und auch Chlortabletten gegen Viren benutzen wir, aber leider bleibt sowas doch nicht immer aus.

Da Felix das Zimmer nicht verlassen konnte, kümmerte sich Michelle derweil um die Verpflegung.

Nach dem Darmneustart mit Antibiotika und Probiotika geht es weiter zum Cotopaxi. Wir überqueren in Ecuador auch den Äquator. Michelle hatte auf dieser Etappe einen schlechten Tag, Felix wartete schon eine gefühlte Ewigkeit auf der Südhalbkugel, wo Michelle immer noch auf der Nordhalbkugel rum dümpelte.

Der Cotopaxi ist mit 5.897 m der zweithöchste Berg Ecuadors und einer der höchsten aktiven Vulkane der Erde. Er war schon weit aus der Ferne sichtbar. Es geht die meiste Zeit auf unebenen Kopfsteinpflaster bergauf.

Er war die meiste Zeit in Wolken gehüllt aber ab und an zeigte er sich doch mit seinem beeindruckenden Glätscher-Gewand. Die Landschaft im gleichnamigen Nationalpark hat uns gut gefallen. Wir fanden einen schönen Schlafplatz mit "View".

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