Tierra del Fuego
Dieses Jahr Weihnachten fühlt sich an wie im heimischen Deutschland - nass, kalt, regnerisch.
Nahe Puerto Natales liegt die Cueva del Milodón. Sie ist eine 200 m lange Höhle und wurde benannt nach dem ausgestorbenen Mylodon (Riesenfaultier), welches 1895 in der Höhle entdeckt wurde.
Auf der ersten Etappe nach Punta Arenas konnten wir in der Pampa sehr viele Nandus beobachten und auch unser längst überfälliges Portrait fotografieren.
Nachdem das Weibchen die Eier gelegt hat, obliegt das Brutgeschäft und die Kindererziehung vollständig dem Männchen. Wir konnten aus einem Nest ganze 24 Jungtiere zählen.
Die Nandus bilden oft Herden zusammen mit Guanakos. Sie sind ein wenig größer als Vicuñas und haben ein sehr auffälliges schwarzes Gesicht.
In der Pampa stehen immer wieder verlassene Häuser die oft zu einer Casa de Ciclista (Fahrradhotel) umfunktioniert wurden. Wir sehen die „Tags“ (Verewigungen) einiger Mitreisenden.
Entlang der Küste sehen wir ein Pärchen Schwarzhalsschwäne die ihre Küken auf dem Rücken transportieren - sehr fürsorglich. Auch eine Magellangans zeigte ihr schönes Gefieder.
Wir haben immer noch keinen Condor gesehen und das muss sich unbedingt ändern. Wir recherchieren wo wir die beste Chance haben und suchen nach der zugeschissensten Klippe entlang unserer Route. Auf dem nächsten Abschnitt sollen 50% aller Condore von Chile leben. Da werden wir wohl hoffentlich einen zu Gesicht bekommen.
Am Nachmittag sehen wir die ersten Aasfresser von der Futtersuche in Richtung des Hangs gleiten. Sie sind wirklich riesig und werfen einen Schatten wie Toruk Makto. Für ein Close-up waren sie leider zu weit weg, aber es war sehr beeindruckend sie zu sehen. Von unserem Freund Tjorge (8) aus Uelzen haben wir gelernt, dass das einer der größten Vögel der Welt ist.
So entspannt wie die Condore nebeneinander umher segeln, um so mehr fetzten sich die Andenbussarde - Streetfighter.
Wir kommen nach Punta Arenas und radeln direkt in den Hafen. Von hier aus kann man eine Tagestour zu der Insel "Isla Magdalena" machen. Wenn man den Magellan Pinguin beim Nisten beobachten möchte, soll das der Ort sein. 120.000 Pinguine sind von Oktober bis März auf der kleinen Insel zu Hause.
Nach einer intensiven Einweisung durften wir einmal um die Insel laufen. Die Anzahl der Besucher wird sehr überschaubar gehalten. Die Ranger waren ziemlich streng.
Die Pinguine waren teilweise sehr interessiert und so tollpatschig wie sie sind gab es auch ständig was zu lachen.
Einige Männchen spielen sich ganz schön auf und zeigen dabei ihre Hühnerbrust.
Es wird sich sehr liebevoll um den Nachwuchs gekümmert. Die kleinen sehen aus wie ein Teddy - sehr flauschig.
Die Eltern kauen ihren Schützlingen sogar das Essen vor. Im Umkreis von 30 Kilometern um die Insel ist der Fischfang strengstens untersagt um den Lebensraum so wenig wie möglich zu stören.
Auf der anderen Seite der Insel nisten auch sehr viele Möven. Man kennt sich.
Die Brutpaare haben es auf der Isla Magdalena nicht einfach. Wo so viel Verletzliches lebt, sind die Räuber auch nicht weit.
Es war ein wirklich tolles Erlebnis die Pinguine so nah zu sehen und nach einer Stunde scheuchten uns die Ranger wieder zurück zum Schiff.
Silvester verbringen wir in Punta Arenas und zelten im Garten eines Hostels. Ein Feuerwerk gab es um Mitternacht nicht zu sehen, nur die Hauskatze Matilda hatte wohl ein Glas zu viel und stolperte über unser Zelt.
Ein letztes Mal auf dieser Reise geht es auf die Fähre. Wir überqueren die Magellan Straße nach Feuerland. "Tierra del Fuego", so taufte 1520 der portugiesische Seefahrer Fernando Magellan die Region, als er entlang der Küste viele Feuer der einheimischen Indigenen sah. Er war im Auftrag der spanischen Krone in diese Region gesendet worden, um eine Westroute zu den Gewürzinseln zu finden. Die Magellan Straße wurde vor der Fertigstellung des Panamakanals als Abkürzung vom Atlantik in den Pazifik genutzt.
Es ist ziemlich windig und wir sind froh am Abend in einer Refugio Unterschlupf zu finden. Aus dem Fenster können wir einige Guanacos und einen Fuchs bei der Futtersuche beobachten.
2010 landete eine kleine Gruppe Königspinguine in der Bucht "Bahía Inútil". Seit dem vermehren sie sich stetig und zur Zeit sind es ~150 Tiere. Die Kolonie Rey ist weltweit die einzige die auf dem Festland lebt, normalerweise leben sie nur in der Antarktis und auf Inseln. Der Bereich um die ca. 1 m hohen Pinguine ist geschützt wie ein Hochsicherheitsgefängnis und nur 20 Personen dürfen pro Stunde zu den Beobachtungspunkten. Dank des großen Zoomobjektivs sind wir sehr happy mit den Fotos.
Der letzte Grenzübergang bringt uns von Chile wieder nach Argentinien. Es ist am Abend wieder sehr windig und so dürfen wir im Wartebereich des Grenzpostens unser Lager aufschlagen.
Auf dieser Reise haben wir nur zwei mal das Meer in Richtung Osten gesehen. In Belize in der Karibik und jetzt auf den letzten Tagen den Atlantik nahe der Stadt Rio Grande. Für Felix wurde hier unten schon ein Monument errichtet.
Das Nationalgetränk der Chilenen und Argentinier ist der Mate Tee. Es ist ein sehr stark koffeinhaltiges Getränk wobei eine Kräutermischung je nach Region mit heißem oder kaltem Wasser aufgegossen wird. Am unterem Ende des Metallstrohhalms befindet sich ein Filter. Man bereitet es sich immer mit seinem eigenen Becher und seiner Thermoskanne selber zu und bekommt es fast nirgends im Restaurant oder im Café zu kaufen. Auf einem Campingplatz lernen wir den Argentinier Juan kennen und bekommen eine Einweisung. Ganz wichtig, der Strohhalm wird niemals angefasst.
Es wird landschaftlich auf den letzten Etappen noch ein Mal richtig hübsch.
Wir stoßen auf eine Radreisegruppe, angeführt von dem Spanier Nacho. Er ist auch schon unzählige Kilometer um dem Globus gefahren und testet sich auch immer wieder bei "long distance" Rennen. Wir haben uns alle super verstanden und im nächsten Dorf wurden wir zum BBQ eingeladen. Wir hatten einen sehr tolle Zeit mit dieser eingeschweißten Truppe.
Die nächsten Tage beziehen wir wieder die unterschiedlichsten Unterkünfte. Sei es im Keller einer Bäckerei zwischen Pralinen und Mehlsäcken,
oder in einem Bungalow eines verlassenen Hotels von wo aus wir ein Pärchen Magellantaucher beobachten können.
Wir sehen des öfteren Biberbauten. Der Biber wurden in der Vergangenheit von Menschen eingeschleppt und hat sich in der Region leider so stark vermehrt, dass er heute zu einem großen Problem für die lokale Flora und Fauna geworden ist.
Wir verlassen die Pampa. Die letzten zwei Tage bis Ushuaia wurden wieder richtig grün und auch spannend - das „Ziel“ ist zum greifen nah.
Wir haben uns auf diesem Trip Mühe gegeben unsere Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen so gut wie es geht zu dokumentieren. Für die aller letzte Etappe zum Schild „Fin del Mundo“ (Das Ende der Welt) ist das gar nicht so einfach. Man verspürt den ganzen Tag Gänsehaut, hubt ein Auto oder applaudiert jemand am Straßenrand schießen einem die Tränen ins Gesicht. Nach 20.700 Kilometern durch 15 Länder und über einer Viertelmillion Höhenmetern das Schild zu sehen, überkommt uns.
Durch den starken Rückenwind in den letzten Tagen waren wir etwas schneller als erwartet am Ziel unserer Reise. Bis zu unserem gebuchten Flug hatten wir also noch ein paar Tage Zeit. Obwohl man in den Bergen um Ushuaia und am Beagle Channel eine Menge unternehmen kann, haben wir bis auf Essen und zwei Fahrradkartons zu besorgen nicht mehr besonders viel "auf die Kette bekommen“. Und außerdem hatten wir noch etwas zu klären!
Wir sind so unglaublich zufrieden mit dem was wir auf dieser Reise alles erleben durften. Uns geht es wirklich sehr gut und wir freuen uns jetzt sehr auf Familie, Freunde und natürlich den Samerberg.