Patagonia


Disclaimer

Die Vogelwelt in Patagonien umfasst 160 Arten, dementsprechend ist dieser Blogpost reich an wunderschönen Vogelfotos.


Zwei Tage erholen wir uns in Guandacol. Ein Glück hat das Hotel eine Klimaanlage, es ist nämlich brütend heiß. Man kann wirklich erst nach Sonnenuntergang das Zimmer verlassen. Wir versuchen einen Transport zu organisieren um schnellstens aus dieser Hitze heraus zu kommen. Natürlich fanden wir nichts und somit saßen wir bis zur nächst größeren Stadt schwitzend im Sattel.

Wir entscheiden uns einige Kilometer Richtung Süden mit dem Bus zu skippen. Durchgegart wurden wir in Zentral Amerika schon genug. Mit dem VIP-Nightliner ist das eine ziemlich bequeme Angelegenheit. 1.000 Kilometer für umgerechnet 18 €.

Einen kurzen Stopp legen wir in Santiago, der Hauptstadt von Chile ein. Es wird Zeit sich von der größten Fehlkonstruktion in der Geschichte des Outdoor Equipments zu trennen. Es gab nicht eine Nacht im Zelt, wo von uns nicht einer morgens auf dem kalten Boden aufgewacht ist.

Wir satteln wieder auf in der Stadt Puerto Montt, genauer gesagt am Kilometer 0+00 der Carretera Austral Ruta 7 (südliche Straße). Die Stadt wird auch als das Tor zu Patagonien bezeichnet.

Die Landschaft ist wunderschön und so anders als das was wir in letzter Zeit gesehen haben. Es ist alles so grün und seit langem sehen wir mal wieder Bäume und Wälder. Die vielen sich überall ausrollenden Farn-Arten geben der Gegend einen Touch von Jurassic Park. Auch der Frühling ist im vollen Gange.

Unter den Mammutblättern (Riesenrhabarber) hätte auch Littlefoot Platz gefunden.

Die Carretera Austral ist eine beliebte Straße für Radfahrer und Motorradfahrer. Abwechselnd geht es auf Schotter und Asphalt entlang beeindruckender Fjorde, vorbei an Vulkanen, Gletschern und durch den Regenwald.

Am ersten Abend zelten wir am Strand und konnten ein paar ziemlich pfiffige Dominikanermöwen beobachten. Sie picken sich bei Niedrigwasser die größten Muscheln heraus, fliegen dann etwa 10 Meter hoch und lassen sie aus dem Schnabel fallen und auf dem Boden zerschellen, um an das Muschelfleisch heran zu kommen.

Der Schnabel des Braunmatel-Austernfischers ist da viel kräftiger, er knackt die Muscheln einfach mit seinem großen auffälligen Säbel.

Die Sonne geht hier an der Pazifikküste direkt überm Meer unter - sehr schönes Licht gibt es dabei zu sehen.

Einen Abend übernachten wir an einer Flussmündung. Wieder gibt es viele Vögel zu beobachten. Der Chimangokarakara streckt seine Flügel in der Abendsonne.

Das Kreischen des Bronzekiebitz ist auf Dauer ziemlich nervig.

Auch eine richtige Nervensäge ist die Magellandrossel, den ganzen Tag wird geschimpft.

Ein junger Nachtreiher ist auf Fischfang.

Häufig geht es über die Fjorde nur mit der Fähre weiter.

Die Region ist nicht nur das Tor zu Patagonien, es ist auch das Tor zum Regen. Im Hornopiré National Park fallen beispielsweise im Jahr 3.989 mm Regen. In Hamburg, der gefühlt nassesten Stadt in Deutschland kommen wir "nur" auf 733 mm/Jahr. Das haben wir in den ersten Tagen auf der Carretera Austral auch zu spüren bekommen. Man muss nur daran denken die Regenjacke auszuziehen, da zieht schon der nächste Schauer über einen hinweg. Am Abend ist man oft ziemlich schrumpelig und einen guten Platz zum Campen zu finden ist eine Menge Wert. Die Cullens Familie würde sich hier sehr wohl fühlen.

Den unzähligen kleinen Vögeln macht der Regen gar nichts aus. Überall raschelt es in den Bäumen und es wird sich lautstark um den besten Platz gestritten. Wir sehen den Patagoniensporntyrann.

Der Rotkehltapaculo hat von allen den auffälligsten Ruf. Er klingt wie eine Laserkanone von StarWars. Er war von allen am schwierigsten zu fotografieren, da er ziemlich scheu ist und die ganze Zeit umherhüpft - Zappelphilipp.

Der Chilekolibri ist die einzige Kolobri Art die so weit südlich noch beheimatet ist. Er ist auch der Kleinste den wir auf der ganzen Reise gesehen haben. Hinter seinem Auge hat er einen weißen Fleck und sieht dadurch aus als ob er ein wenig schielt.

Auch gezeigt haben sich die Graukopf-Ammertangare,

der Weißkronen-Olivtyrann

und ein Hauszaunkönig.

Ein Schopfkarakara war an einem Nachmittag genau so durchnässt wie wir.

Bei trockenem Wetter hat er wie Felix eine richtige Elvis-Frisur.

Das Wetter klart langsam auf und die Flüsse beginnen zu leuchten. Auch tolle Felswände zeigen sich.

Die Carretera Austral ist eigentlich nicht so unser Routenstil, uns tut aber diese Abwechslung zu den ganzen letzten "extremen" Etappen wirklich gut, es ist sehr entspannend und stressfrei. Es gibt überall Wasser und mindestens alle zwei Tage einen kleinen Supermarkt. In den Dörfern gibt es viele Campingplätze. Die kleinen "Hügel" hier auf Meereshöhe sind nach dem ganzen Höhentraining der letzten Monate für uns ein Witz.

1845 wurden das erste Mal Deutsche für diese Region angeworben. Danach zogen mehr und mehr Deutsche in den Süden von Chile. Weitere Einwanderer kamen nach den beiden Weltkriegen. Der Einfluss ist heute immer noch sichtbar.

Die zweite Hälfte der Carretera Austral ist nicht mehr ganz so nass und die Vegetation verändert sich. Sehr präsent ist die Lupine. Ihre unterschiedlich leuchtenden Farben ziehen sich oft wie ein Teppich durch die Täler.

Sehr häufig sieht man am Wegesrand Hummeln fliegen. Sie sind mit Abstand die dicksten die wir je gesehen haben. Wenn sie die hübschen Lupinen zum bestäuben anfliegen, biegt sich der Stamm wie bei einem Stabhochspringer.

Auf wirklich jeder Wiese ist hier der Schwarzzügelibis zu sehen.

Die Graukopfganz wirkt oft wie ein Gartenzwerg. Sie bleibt wie angewurzelt stehen wenn man sie beobachtet.

Je weiter wir Richtung Süden fahren, desto besser gefällt uns die Ruta 7. Es wirkt oft so als ob durch die Flüsse kein Wasser sondern Powerade fließt.

Unser Favorit auf der gesamten Carretera Austral war die Fahrt entlang des Rio Baker. Hier mischen sich die Farben von unterschiedlichen Flüssen zusammen. Tolle Blau- und Türkistöne erstehen dabei.

Auf der letzten Etappe sahen wir dann auch endlich Woody Woodpecker. Wir hatten schon die ganze Zeit nach dem roten Helm des Männchens Ausschau gehalten. Sie leben häufig als Familie zusammen und ziehen durch die Wälder.

Da wir uns in der Vergangenheit schon sehr ausgiebig mit dem Wanderrucksack entlang des "Southern Patagonian Icefield" austoben durften und dieses mit dem Fahrrad in keinster Weise zu toppen wäre, entscheiden wir uns für eine Fährfahrt durch die Fjorde auf der Pazifikseite. Hinzu kommt auch, dass die Region um diese Jahreszeit stark überlaufen ist und ein drei Gänge Menü im ICE Boardrestaurant günstiger ist als hier eine Portion Nudeln wäre. Einige Fotos von dieser sehr beeindruckenden Gegend wollen wir aber niemandem vorenthalten.

Das kleine Dorf El Chaltén auf der argentinischen Seite ist ein wirkliches Wanderparadies. Von hier geht es zu einer der Hauptattraktionen von ganz Patagonien, zum Monte Fitz Roy. Er ist 3.406 Meter hoch, viele kennen ihn sicherlich von dem Logo der Outdoor-Bekleidung „Patagonia“.

Eine gute Sicht auf das Granit-Massiv hat man vom Lago de los Tres, vom See kommt man auch sehr nah an den Glaciar de los Tres heran.

Einen Tagesmarsch entfernt liegt der "Lago Torre". Mit sehr viel Glück kann man von hier auch den Berggipfel "Cerro Torre" erblicken. Dieser zeigt sich nämlich nur wenige Wochen im Jahr komplett wolkenfrei.

Sehr tolle Erinnerungen haben wir an den Huemul Trek. Es ist eine Mehrtageswanderung und bringt einen ganz nah an den Viedma-Gletscher. Auch Gürteltiere huschen des öfteren über den Weg. Vorher muss man sich jedoch wie Stallone über einige reißende Flüsse hangeln.

Etwas südlich, auch in Argentinien liegt El Calafate. Die Stadt wird mehrmals täglich von Buenos Aires angeflogen und ist in der Regel der Ausgangspunkt für Touren in den Los Glaciares Nationalpark. Nicht weit von El Calafate ist der Perito-Moreno-Gletscher. Bekannt ist der Gletscher vor allem dadurch, dass seine im Lago Argentino endende Gletscherzunge den südlichen Arm des Sees absperrt und aufstaut. Periodisch drückt sich dann das Wasser den Weg frei. Im Minutentakt kann man hier fallende Gletscherteile beobachten.

Noch weiter südlich am Southern Patagonian Icefield und wieder auf der chilenischen Seite liegt der Nationalpark Torres del Paine. Die Cordillera Paine ist eine wirklich wunderschöne Bergkette. Jeden erdenklichen Vordergrund stellt sie in den Schatten.

Im Torres del Paine gibt es zwei Mehrtageswanderungen, den "W" und den wesentliche längern "O", wobei man die gesamte Bergkette umrundet. Hierbei wandert man auch ein großes Stück entlang des Grey-Gletschers. Er ist mit ca. 28 Kilometern der größte Gletscher außerhalb der Polarregionen. Seine Zunge wird von einer Insel aufgespalten.

Auch hier haben durch die vielen kleinen Partikel im Gletscherwasser, die Flüsse und Seen die unterschiedlichsten Blautöne.

Zurück im Hier und Jetzt.

Erst am späten Abend besteigen wir die Fähre in Caleta Tortel. Es ist ein sehr interessantes kleines Fischer- und Holzfällerdorf mit einem einzigartigen Ortsbild. Es war einst nur vom Wasser aus erreichbar und erst seit 2003 gibt es einen Schotterweg zur Carrerera Austral. Deswegen gibt es in dem ganzen Dorf auch keine Straßen. Hotels, der Bootsanleger und Restaurants, alles ist mit hölzernen Laufstegen miteinander verbunden. Hier möchte man nicht umziehen, eine neue Waschmaschine brauchen oder Postbote sein.

Die kleine Fähre die nur einmal die Woche von Caleta Tortel nach Puerto Natales ausläuft, dauert ca. 42 Stunden. Für 150$ bekommt man einen Sessel, 6 Mahlzeiten und auch eine Menge zu sehen. Es geht die meiste Zeit durch den Nationalpark Bernardo O’Higgins, dem mit 35.000 km² größten Nationalpark von Chile.

Wir schlängeln uns durch teilweise sehr enge Meeresengen. Einige sind gerade mal 180 meter breit. In den sogenannten "Canals" herrscht durch die Gezeiten oft eine starke Strömung.

Die M/N San Léonidas hatte in der Vergangenheit ein wenig Pech und lief auf einer Erhöhung mitten im Fjord auf Grund auf. Seit dem rostet sie vor sich hin und ist Nistplatz für viele Vögel.

Mit den heutigen Kartenplottern sollte uns sowas nicht mehr passieren.

Auf den ca. 750 km gibt es nur eine kleine Siedlung. Puerto Edén wurde in der Vergangenheit für das Tanken von Wasserflugzeugen erbaut, die zwischen Puerto Montt und Puerto Natales pendelten.

Einige Vögel gab es natürlich auch zu sehen. Die Albatrosse sind riesig, man kann sie leicht mit einem Segelflugzeug verwechseln.

Den Hallsturmvogel erkennt man gut an seinem auffälligen Nasenhöcker.

Weihnachten werden wir in Puerto Natales verbringen. Und dann sind es keine 900 Kilometer mehr bis zum "Fin del Mundo" - dem Ende der Welt.

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Argentina - Seis Miles Sur