Ecuador Sur
Nach der Abfahrt vom Cotopaxi geht es durch Farmland in Richtung Laguna Quilotoa. Es geht wieder rauf auf 4.000 Höhenmeter. Selbst so hoch oben wird noch Ackerbau betrieben. Die Hänge sind so steil, dass es nur mit der Hand möglich ist.
In dem kleinen Ort Isinliví können wir im Garten einer schönen Lodge zelten.
Zum Sonnenuntergang war im Garten richtig Action angesagt, es gab einen Schwarzschwanzsylphen Kolibri, einen Gelbbauch-Kerknacker und einen Schwarzhakenschnabel zu sehen - alles Genossen die wir bis dato noch nicht vor der Linse hatten.
Am Vormittag war das Wetter noch auf unserer Seite. Als wir aber am Nachmittag am Vulkankrater Laguna Quilotoa ankamen, war der Himmel schwarz wie die Nacht und es begann die ganze Nacht zu regnen. In der Nacht mussten wir einmal umziehen weil wir beinahe abgesoffen wären und dann gab eine unserer Alarmanlagen auch noch einen Warnton ab. Wir dachten uns nichts dabei, weil dass durch Wind oder Regen öfters mal vorkommt. Am Morgen haben wir aber gesehen, dass sich eine Maus irgendwie ihren Weg in Michelles Lenkertasche gemacht hat und sich mit ihrem Trailmix vergnügte.
Der Regen ist vorüber und wir haben eine schöne Sicht über den Kratersee.
Was uns in Ecuador wirklich ins Auge sticht, ist natürlich diese beeindruckende abwechslungsreiche Landschaft, aber auch, dass wirklich in jedem Garten ein Hausschwein lebt.
Unser nächster Vulkan sollte eigentlich der Chimborazo sein. Am Anstieg zum Basecamp auf 4.850 Höhenmeter klagte Michelle auf einmal über Brustschmerzen und ihre Lippen wurden auf einmal blau. Felix schnappte auch noch ziemlich nach Luft und die Nase war immer noch zu. Wir machten uns sofort auf den Weg nach unten doch Michelles Schmerzen gingen nicht weg. Auch am nächsten Tag wurde es nicht besser und ein Arzt hat uns empfohlen nach Quito ins Krankenhaus zu fahren. Wir fuhren also mit dem Bus 5 Stunden zurück in die Hauptstadt und im Krankenhaus gab es dann das volle Programm an Untersuchungen. Zum Glück konnte nichts Ernsthaftes festgestellt werden. Die Ärzte vermuteten, dass als wir in Panama so stark erkältet waren, es sich um Corona handelte und das durch die ganze Anstrengung oft auf 4.000 Höhenmeter die Lunge überlastet war. War waren also wieder einige Zeit in Quito ans Bett gefesselt.
Wir kurierten und also dieses mal wirklich gut aus und beschlossen nicht gleich wieder Vollgas zu geben als wir uns weiter in Richtung Süden machten. Auch den Rat der Ärzte, erstmal nicht gleich wieder in die dünne Luft zu radeln wollten wir befolgen. Das ist in Ecuador jedoch gar nicht so einfach und so zelteten wir die erste Nacht gleich wieder auf 3.500 Höhenmeter - hat ja super geklappt.
In einer Zeitschrift hat Michelle ein ecuadorianisches Sprichwort gelesen: "Wenn du die Stadt Loja nicht kennst, kennst du Ecuador nicht." Sehr spannend fanden wir es dort jedoch nicht.
Wir fühlen uns wieder stark und die sich ständig wechselnde Landschaft im Süden von Ecuador gefällt uns sehr gut. Auch einige Regenschauer machen uns nichts aus.
Das süße Dorf Vilcabamba am Fuße des Cerro Mandango (schlafender Inka) ist ziemlich berühmt. Es war sogar mal Cover des National Geographic Magazins. Viele der Bewohner werden weit über 100 Jahre alt, einige wurden sogar älter als 120 Jahre. Die Gegend wird daher auch "Tal der Hundertjährigen" genannt. Um auch ein paar Jahre abzubekommen, erfrischen wir uns am Dorfplatz mit einem lokalen Mineralwasser.
In dem sehr kleinem Dorf Yangana mitten im Nirgendwo haben wir uns auf Anhieb sehr wohl gefühlt, die Dorfbewohner waren alle sehr freundlich und haben uns Essen gegeben und wir konnten am Dorfplatz zelten. Wahrscheinlich sind sie dort so entspannt, weil sie sich am Wochenende in der lokalen Hahnenkampfarena abreagieren. Wir wollten zu erst auch eine Wette abschließen um unsere Urlaubskasse aufzustocken. Doch als wir erfahren haben, dass der schwächere "Gallo" in der Regel dabei stirbt, war uns das doch ein wenig zu brutal und wir genossen lieber die umliegende Landschaft.
Wir kommen in die Region um den Podocarpus National Park. Es wird als megadiverse Zone bezeichnet, ein Gebiet mit einem hohen Grad an endemischen Arten. Es ist ein Treffpunkt zwischen vier ökologischen Systemen: Nordanden, Südanden, Amazonas und Pazifik. Die Straßen ab hier sind Menschenleer, nur eine Handvoll Autos begegnen wir pro Tag.
Wir entdecken sehr viele Vögel, sehr stolz sind wir auf ein Portrait des Inkerblauraben.
Auch gezeigt haben sich eine Azurkopftangare.
Eine Goldtangare
Der Rubintyrann.
Eine Safrangilbtangare.
Der Tüpfelguan.
Eine Bischofstangare
Der pfeifende Blassfußtöpfer.
Ein Schwarzkopf-Phoebetyrann.
Und ganz viele Rotscheitel-Maskentyranne.
Kurz vor der Grenze zu Peru sahen wir am Straßenrand eine Pflanze die wir vorher noch nicht gesehen haben. Wir fanden aber schnell heraus, dass es sich um Rohrzucker (Caña) handelt. Am Wegesrand konnten wir sehen wie das Stangengewächs verarbeitet wird. Als wir interessiert schauten bekamen wir gleich einen Becher in die Hand und durften probieren - schmeckt zuckersüß.
Einige Anstiege hier im Süden haben es ganz schön in sich. Das Höhenprofil sieht aus wie ein Sägeblatt und nicht selten sind die Kletterpassagen über 14%. Wir sind abends oft ziemlich gerädert.
Seit Langem treffen wir mal wieder einen Reisenden. Dieses Mal jedoch nicht auf einem Fahrrad. Der Junge aus London (leider Namen vergessen) schiebt seit über einem Jahr seinen Offroad Thule Kinderwagen über den Kontinent.
Bei der nächsten Flussüberquerung in dem kleinen Grenzort La Balsa und vorbei an den lokalen Goldwäschern, geht es für uns nach Peru. Wir bekamen leider nur eine Erlaubnis für 90 Tage, was für unsere geplante Route jedoch ziemlich sportlich wird. Wir freuen uns jedoch sehr auf die Südanden.