Perú - Cordillera Blanca & more
In Caraz erholen wir uns ein paar Tage. Wir haben im Mia Hostel von Juan Carlos eine gute Zeit. Juan ist ein richtiger Bierkenner und natürlich kannte er auch Edwin von der Caxas Brauerei. Bei unserem täglichen Spaziergang zum Markt fällt uns auf, dass die Hüte der Marktfrauen im Gegensatz zu der Region Cajamarca viel kleiner sind. Einige sind dafür ziemlich hoch und an einer Seite bestickt.
Da von Caraz aus die Berggipfel der Cordillera Blanca so beeindruckend aussehen, entscheiden wir uns nach ein wenig Recherche für eine extra Runde durch den Huascarán Nationalpark. Wir wollen dabei den höchsten Berg von Peru, den Huascarán Sur (6.768 m) umrunden. Wir werden dabei den riesigen Gebirgszug zwei mal durchqueren.
Schon am Anfang des ersten Anstieges sind wir von allen Seiten von beindruckenden Gletschern umzingelt. Das sollte sich die nächsten 5 Tage nicht ändern.
Wir brauchten bis zum ersten Pass, den Portachuelo de Llanganuco auf 4.700 Höhenmeter ganze zwei Tage.
Die Höhe hat uns noch ganz schön zu schaffen gemacht und den zweiten Tag haben wir fast nur geschoben.
Wir hatten aber dennoch gute Laune, wahrscheinlich lag es an den vielen Kokablättern und -bonbons die wir genascht hatten.
Vom Pass hat man eine gigantische Sicht auf die vielen Gletscher und die beiden Llanganuco Seen.
Am nächsten Tag konnten wir so viel essen wie wir wollten, es kam jedoch nichts in den Beinen an. Wir schleppten uns bis zur nächsten Ortschaft Chacas und legten einen Tag Pause ein.
Chacas ist ein schönes kleines Bergdorf. Es wurde an diesem Tag ein Werbespot gefilmt, wo wir kurzerhand mit ein paar Objektiven, die der Crew gefehlt hatten, ausgeholfen haben.
Der nächste "Paso" ist der Punta Olímpica. Die Straße ist asphaltiert und es fiel uns dieses mal auch schon viel leichter auf weit über 4.000 Metern zu radeln.
Am Abend finden wir einen grandiosen Platz zum Zelten auf 4.600 Höhenmetern, direkt unterhalb eines Gletschers.
Die Abendsonne hat die umliegenden Gletscher in ein goldiges Gewand eingehüllt - sehr goldig.
Am frühen Morgen gab es dann ein schönes Alpenglühen der Bergspitzen.
Bis zum Pass war es von unserem unvergesslichen Zeltplatz nicht mehr weit. Wir mussten nur noch durch den zweithöchsten Tunnel der Welt, dem Túnel Punta Olímpica.
Auf der anderen Seite hatten wir dann eine 45 km lange Serpentinen Abfahrt mit Blick auf viele weitere Gletscher. Die restlichen 30 km bis in die Stadt Huaraz fuhren wir im Zombimodus auf der Straße.
Wir haben die touristische Stadt Huaraz sehr genossen. Abwechslungsreiches Essen (nicht immer nur „Arroz a la Cubana“) und einen guten Bikeshop wo wir uns vor ein paar Wochen längst überfällige neue Hufen hin bestellt hatten.
Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg zur "Carretera a Pastoruri", auf der wir die Cordillera Blanca ein drittes uns letztes mal durchqueren werden.
Seit Cajamarca versuchten wir die sehr scheuen Punasichler zu fotografieren. Nun hat es endlich geklappt, sie waren so damit beschäftigt ihre langen Schnäbel in den matschigen Boden zu stecken, dass wir sogar sehr nahe an sie ran konnten.
Auch ein Andengans-Pärchen war in der Nähe auf Streifzug.
Wir wussten dass es auf dieser Route auch "Puya Raimondii" zu sehen gibt. Wir waren sehr gespannt auf den größten Blütenstand der Welt. Erst nach über 30 Jahren beginnt aus der kugeligen Blattrosette der Stamm zu wachsen. Wenn sie eine Höhe von etwa 12 m erreicht haben sind sie bis zu 100 Jahre alt. Obwohl diese Pflanze so alt werden kann, blüht sie nur ein einziges Mal für etwa 9 Monate. Danach stirbt sie langsam ab. Wir hatten das Glück und konnten einige Exemplare in der Blüte sehen. Sich bei Regen unter ihnen zu verstecken ist zwecklos.
Bei unserer Ramen-Mittagspause mit Gletscher-View sahen wir zum ersten Mal eine Hasenmaus, auch Bergviscachas genannt. Sie sind etwas so groß wie ein Hase und haben einen sehr puscheligen Schwanz. Sie sehen ein wenig bizarr aus.
Nach der Cordillera Blanca durchqueren wir die Cordillera Huallanca. Das wurde für uns zu einem absoluten Highlight. Wir waren so überwältigt von den Farben und wie die "Schichten" der Berge hier gefalten und geformt sind.
Die Berglandschaft mit den letzten Sonnenstrahlen sah einfach unreal aus.
Wir zelten auf 4.800 Höhenmeter. Es war in der Nacht ziemlich frostig, aber in unseren Winterschlafsäcken war es mollig warm.
Wieder werden wir mit unfassbar schönem Alpenglühen geweckt. Dieses Mal mit einer sehr eingefrorenen Landschaft - atemberaubend.
Nachdem wir uns aufgewärmt haben, ging es bis nach La Unión nur bergab. Das Wetter war auf unserer Seite und wieder sehen wir verrückte Bergformationen.
In La Unión erfrischen wir uns mit einer Inca Kola. Es gibt nur zwei Länder auf der Erde, wo Coca Cola nicht das meist verkaufteste Sodagetränk ist. Dank der "Inca", ist Peru eines davon.
Auf einem Anstieg auf ein Hochplateau konnten wir viele unterschiedliche Vögel fotografieren. Sehr verbreitet war der Berg Karakara. Erst wenn er ausgewachsen ist bekommt er seinen farbigen Schnabel und seinen "Anzug". Die Jungtiere sind braun.
Ein Andenibis Pärchen streift über ein Feld.
Neben einer Braunkopfente sahen wir auch sehr viele Südanden-Spechte.
Wir waren über die Spechte sehr verwundert und haben uns gefragt wo sie nisten, denn es gab auf diesem Plateau weit und breit keine Bäume. Auch die Menschen haben hier kein Feuerholz. Wir sahen häufig wie Kuhfladen getrocknet werden und dann später zum Heizen oder Kochen verwendet werden. Von der Natur wird hier einfach alles verwertet.
Was uns sehr leid tut zu sehen ist, dass vielen Tieren die Vorderläufe zusammen gebunden werden damit sie nicht weg laufen oder besser einzufangen sind. Man kann richtig sehen wie unangenehm es für sie ist und wie sie es vermeiden sich überhaupt zu bewegen.
Nach einer kürzeren Etappe finden wir in dem Dorf Antacolpa eine kleine Hospedaje. Es gibt keine Dusche und bis morgens keinen Strom. Bei der Minigolf-Toilette muss man ganz schön treffsicher sein.
Schon fast die Hälfte von Peru ist verstrichen und nun sehen wir zum ersten Mal Alpacas - das wurde auch Zeit.
Am nächsten Anstieg streifen wir die Cordillera Huayhuash. Die Gegend erinnert uns von den Farben des Gesteins und der Gräser stark an die Küste Norwegens. Wir folgen den vielen Seen die bis zum Gletscher miteinander verbunden sind.
Am morgen gibt es beim Zähneputzen eine tolle Spiegelung zu sehen.
Kurz vorm Gipfel verunstaltet eine große Silber- und Goldmine die Sicht auf den Nevado Santa Rosa Berggipfel mit seinen Gletschern. Der Tagebau bringt jedoch gute Löhne in die kleinen umliegenden Dörfer. Auf der anderen Seite des Berges bekamen wir dann aber noch unser Foto von dem Gletscher.
Wir fühlen uns zur Zeit körperlich sehr gut, aber die letzten Wochen war es ein reines Feuerwerk an Highlights. Wir sind sehr reizüberflutet und beschließen ab der Ortschaft Oyón für ein paar Tage auf der Straße zu radeln. Da es dort meistens nicht viel Neues zu sehen gibt, können wir dabei ein wenig entspannen.