Bolivia & Chile - La Paz to Uyuni

Nach fast drei Monaten in Peru überqueren wir die Grenze nach Bolivien. Immer wenn wir in ein neues Land einreisen, sind wir sehr aufmerksam und achten darauf, was uns als erstes ins Auge sticht, was "hier" anders ist. In Bolivien sind auf jeden Fall Matratzen ganz "hoch" im Kurs.

Wir fahren nach La Paz, die höchstgelegene Millionenstadt der Welt. Sie liegt in einem riesigen Tal umzingelt von steilen Hängen. Dadurch gibt es überall steile Straßen und viel Verkehrschaos. Das öffentliche Verkehrsmittel ist nicht wie in vielen Städten der Bus oder die Ubahn, in La Paz gibt es ein ausgeklügeltes Netz an Gondeln mit dem man sich durch die ganze Stadt schaukeln lassen kann.

Als wir unsere Bikes in die Kabine schieben fühlt es sich so an wie ein Wochenende im Bikepark Saalbach.

Wir haben bei einem Bikeshop einige Ersatzteile bestellt, nach 17.000 Kilometern ist das große Kettenblatt ganz schön zackig geworden und gleicht einem Ninjastern. Unsere Ketten versuchen wir alle 3.000 Kilometer zu wechseln. Danach sind sie in der Länge auch ein gutes Stück gewachsen.

In La Paz gibt es auch einen Hexenmarkt den wir uns anschauen. Gruselig was Bibi Blocksberg hier alles für ihre Rituale bekommt.

Wir freuen uns auf die "Ruta de las Vicuñas" von Cass Gilbert. Diese verläuft entlang der Grenze zwischen Bolivien und Chile, wir werden hierbei öfters die Ländergrenzen überqueren müssen. Es reihen sich hier auf der Altiplano Hochebene Naturschutzgebiet an Naturschutzgebiet.

Der erste Eindruck von den Bergformationen ist überwältigend und die Farben sind einfach surreal.

Wie man an dem Namen der Route schon ausmachen kann, sehen wir unzählige Vicuñas.

Wir fahren die ersten zwei Tage ein Stück um den Vulcan Guallatiri (6.071 m). Er ist von allen Seiten sehr sehenswert und aus seinem Schornstein raucht es ununterbrochen.

Wir haben inzwischen auch herausgefunden wo der Andenspecht in den baumlosen Regionen nistet. In Auswaschungen an steilen Hängen oder in ausgetrockneten Flussbetten gräbt er tiefe Löcher für ein geschütztes Nest.

Schon von weitem sehen wir die "Salar de Surire". Man wird richtig geblendet und wenn man auch nur kurz die Sonnenbrille ablegt, sticht es in den Augen. Wir fahren die meiste Zeit vermummt und trotz dass wir sehr darauf achten genug zu trinken, bekommen wir das Gefühl, dass wir austrocknen.

Das Tal der Salzwüste ist ein wenig vergleichbar mit dem Ngorongoro Krater in Tanzania. Es tümmeln sich unzählige Tiere hier. Die Gegend ist ziemlich abgelegen, wir haben auf der gesamten Route nur eine Handvoll Einwohner gesehen und eine kleine Salzmine wo wir Wasser tanken konnten.

Wir sind von der Kulisse so sehr beeindruckt und gerührt. So viele Tiere, uns geht hier richtig das Herz auf.

An den wenigen Wasserstellen entlang des Ufers sehen wir zum ersten Mal Flamingos und das nicht wenige.

Sie sind ziemlich scheu und gar nicht so leicht zu fotografieren. Wir sehen den James's Flamingo

und den Anden Flamingo. Sie lassen sich gut an der Größe ihres Schnabels und an der Farbe ihrer Beine unterscheiden.

Sobald eines der Tiere auf die Starbahn zum Abflug geht, folgt in der Regel der ganze Schwarm.

In dieser Region lebt auch der "Suri". Er sieht dem afrikanischen Strauß zum verwechseln ähnlich, wird aber nur ca. 1,50m groß. Sie sind leider super scheu und sobald man sie wenn man Glück hat in der Ferne sieht, rennen sie wie von der Tarantula gestochen davon. Das Hitzeflimmern auf dem Wüstenboden macht ein Foto noch schwieriger. Wir werden es weiter versuchen ein schönes Portrait zu bekommen.

Mittem im Nirgendwo sehen wir am See eine kleine Hütte, wir treffen dort Elisa die zu Besuch bei ihrem Vater Doroteo ist. Doroteo lebt das ganze Jahr hier oben ohne Handyempfang, fließend Wasser oder Elektrizität. Er hütet hier seine Lama Herde. Aus der Wolle stellen sie in der Stadt Putre Decken her und verkaufen diese. Wir dürfen in dem Windschutz neben der Steinhütte unser Zelt aufstellen.

In der Nacht gibt es hier keinerlei Lichtverschmutzung bis auf die Venus. Wir haben noch nie so viele Sterne am Himmel gesehen. Wir hatten sogar das Glück den Komet "Tsuchinshan-ATLAS" mit bloßem Auge zu sehen.

Am Morgen wollte Doroteo Elisa wieder zurück in die Stadt fahren, doch das Auto sprang nicht an. Die verzweifelten Anschiebversuche im sandigen Boden waren zweckslos. Es half nix, Felix schmiss alles an Gewicht vom Fahrrad und startete den Marathon um den See zur Mine, um Hilfe zu holen. Hier "draußen" ist man im Notfall ganz schön aufgeschmissen, wir sind froh über unsere Satelliten SOS Sender. Unsere Mütter übrigens auch, da das Gerät auch eine "Alles gut" Taste hat.

Nachdem der Motor wieder läuft und wir uns verabschieden, sahen wir wie die Lamas zurück aus den Bergen kamen. Wir hatten das Glück ein ganz frisch Neugeborenes zu sehen. Es konnte grade so laufen und es kniff sich von der hellen Morgensonne die ganze Zeit seine Augen zu - super süß.

Wir haben uns wieder für die extra breiten 2.6" (6,60 cm) Reifen entschieden und das war definitiv die richtige Wahl. Wir fahren in diesen Tagen mit sehr wenig Luftdruck, ansonsten wären einige Sandpassagen nicht zu bewältigen und bei den vielen Waschbrettstraßen würden die Zähne anfangen zu klappern.

Um einige Höhenmeter über einen Pass zu sparen, entscheiden wir uns für eine Abkürzung. Ob die paar Kilometer über die Grenze und durch Bolivien ohne Grenzkontrolle und Stempel so ganz legal waren, bezweiflen wir. Der Grenzbeamte "Officer Vicuña" hatte jedoch nichts dagegen und ignorierte uns. Elisa hatte uns erzählt, dass die Straße sehr viel von Schmugglern benutzt wird und wir auf keinen Fall nachts fahren sollen. Am Abend sahen wir schon den ersten LKW und in der Nacht hörten wir einige Konvois.

Die Tiere sind in der Region wirklich extremsten Bedingungen ausgesetzt. Es ist so trocken, dass auch uns die Lippen und Finger aufplatzen. Der Wind fegt ab Mittags gefühlt immer von vorne und durch den aufgewirbelten Sand knirscht es den ganzen Tag zwischen den Zähnen. Es ist auch sehr erschreckend was wir am Abend so alles aus der Nase popeln können.

Wir finden in einer verlassenen Steinhaus-Siedlung Schutz vor dem Wind. Da es nachts immer sehr stark friert, löffelt Michelle in ihrem Schlafsack die Erdnussbutter und Felix die Kamera-Akkus.

Ein paar Kilometer weiter sehen wir am nächsten Morgen ein weiteres verlassenes Dorf mit einer schönen Missionskirche. Uns wurde später erzählt, dass die Siedlung die Corona Pandemie "nicht überlebt hat". Wir haben nicht weiter nachgefragt, was damit gemeint war. Alles in den Häusern ist noch an seinem Platz.

Die Abfahrt bis zum nächsten offiziellen Grenzübergang (dieses mal mit Stempel), erinnerte uns landschaftlich stark an den Süden von Kalifornien.

Wir biegen auf unsere erste kleinere Salzwüste ab, die Lago Coipada. Es fühlt sich so an, als fährt man auf einen eingefrorenen, schneebedeckten See. Sogar die mit Salzwasser gefüllten Schlaglöcher sehen aus, als wären sie eingefrohren. Bei einem Spurwechsel knistert es markant unter den Reifen.

Am Abend treten wir ganz schön in die Pedale um dem aufziehenden Gewitter zu entkommen. Ein Glück wurden wir verschont.

Die Ausläufer der Salzwüste sind oft ziemlich sandig. Das gefällt einer neugierigen Lamaherde mehr als uns.

Bevor wir die größte aller Salzwüsten überqueren, finden wir ein Zimmer in einer leerstehenden "Einkaufspassage". Sehr "liebevoll" wurde uns das Schaufenster und die Glastür abgeklebt. Natürlich kam kein Wasser aus der beworbenen „ducha caliente“.

Die "Salar Uyuni" die größte Salzwüste der Welt. Wir starten früh, da es bis 11:00 Uhr meistens windstill ist und was danach passiert, kann hier keine Wind-App vernünftig vorhersagen.

Fast 200 Kilometer sind es über die ca. 30 Meter dicke Salzschicht bis zur anderen Seite und zur gleichnamigen Kleinstadt Uyuni. Unterhalb der Salzkruste befindet sich eine weitere ca. 70 Meter tiefe Schicht aus Salzsole. Zum Mittagessen gab es gekochtes Ei mit dem wohl „frischesten“ Salz der Welt.

Auf einmal streikten unsere Fahrräder und drehten kurzer Hand den Spieß um. Sie waren eh schon beleidigt, was wir ihnen die letzten 16 Monate über Stock und Stein angetan hatten und jetzt noch eine Salzwüste? Michelle fand den Kuchen von Alice im Wunderland mit der Aufschrift „iss mich“ vor Felix. Sie ließ ihn ganz schön betteln auch ein Stück zu bekommen.

Für die Nacht suchten wir uns den von allen Bergen entferntesten Punkt aus. Das wichtigste beim Zelten in der Salzwüste ist es sich einen Stein vom “Festland” mit zunehmen, ansonsten hat mat arge Probleme die Heringe in den steinharten Boden zu bekommen.

Mit ganz viel Glück kann man am Abend in der Salzwüste ein irres Naturschauspiel bestaunen. Die Salzpolygone fangen bei wolkenfreiem Himmel mit den letzten Sonnenstrahlen für ca. 5 Sekunden an feuerrot zu leuchten - die Kamera war schon Stunden vorher "ready".

Es war die Nacht zwar bitter kalt, aber die Milchstraße kündigte sich langsam an - spektakulär!

Alle Radreisende die die Salzwüste durchqueren, posten in ihren Social Media Accounts Fotos davon, wie sie hier nackt auf dem Fahrrad sitzen (die Blöße immer zensiert). So etwas Langweiliges werden wir unseren "Fans" nicht hinterlassen - schaut doch mal bis zum nächsten Blog Beitrag auf unserem onlyfans Account vorbei ;-)

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